Wie man Dinge repa­riert – Martin Peichl

Eine Rezen­sion von Petra Ganglbauer

Gene­ra­tion X, der Kult­roman von Douglas Coup­land traf den Nerv der 90er Jahre; das Charak­te­ris­ti­sche der drei jungen „Helden“ des Buchs ist, dass sie aus dem genormten Konsum­zwang und Erfolgs­druck aussteigen, dennoch Opfer einer gewissen inneren Leere sind. Ich konnte mich dem Buch damals nicht entziehen.

Wie man Dinge repa­riert” nennt sich nun das mit der Gattung Roman spie­lende Debüt des in Nieder­ös­ter­reich gebo­renen und in Wien lebenden Autors Martin Peichl – und auch dieses fordert unab­läs­siges Lesen ein, weil der Roman span­nend wie ein Krimi und mit formal über­zeu­genden Methoden aufbe­reitet ist.

Sympa­thisch wirkt schon einmal der Cover, vertrock­nete Rosen in einer Bier­dose: dieses Bild macht gewis­ser­maßen den Kern der vorlie­genden Lebens- und Liebes-Geschichte(n) trans­pa­rent; es lädt ein und macht neugierig.

Der selbst an einem Roman schrei­bende Ich-Erzähler lässt das Lese­pu­blikum mehr als nahe an seine innen­see­li­sche Befind­lich­keit, seine Selbst­zweifel, Leiden­schaften und Krisen heran – die bereit­willig auch die Schwä­chen eines Mannes mit Mitte Dreißig offen­baren; dafür findet Martin Peichl ein facet­ten­rei­ches, viel­schich­tiges und äußerst präzises sprach­li­ches Instrumentarium.

Immer wieder wird ein Du in dem Roman ange­spro­chen, dem der Prot­ago­nist sehr nahe ist, das jedoch – so wie es ange­legt ist – mehrere Frauen – ja selbst die Lese­rinnen – einzu­be­ziehen scheint. Raffi­niert gemacht.

Der Dichte des Erzähl­in­halts stehen die genau struk­tu­rierten Text­ab­schnitte gegen­über, die unter anderem den wieder­keh­renden Para­text „BEZIEHUNGSSTATUS“ enthalten, eine Methode, die erfri­schend wirkt und wie ein steter Anlauf anmutet. Zudem finden sich in dem Buch immer wieder rhyth­mi­sierte Passagen, die sogartig wirken und dennoch unprä­ten­tiös sind. Gerade diese Schlicht­heit, die alleine durch den hohen Gefühlspegel, die leiden­schaft­liche Ausein­an­der­set­zung, die der Ich-Erzähler mit Kind­heit, Eltern, Frauen, Politik, der Bewäl­ti­gung des (beruf­li­chen) Alltags oder sich selbst führt, ist ein drama­tur­gisch ziel­füh­rendes Element dieses Buchs.

Die Exkurse, Erin­ne­rungen, Über­le­gungen oder Geständ­nisse werden auf viel­ge­stal­tige, selbst­iro­ni­sche, leben­dige, bunte und durch und durch authen­ti­sche Weise geschildert.

Schon auf der U4 Seite lesen wir:

BEZIEHUNGSSTATUS: Es gibt die grosse und / die kleine Liebe / so wie es im WirtShaus/ EIN GROSSES UND EIN/ KLEINES BIER GIBT.“

Ein lako­ni­sches Buch mit Tief­gang, das den Nerv der (Mitt)dreißiger treffen könnte. Empfehlenswert.

 

Petra Gangl­bauer, März 2019

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Martin Peichl: Wie man Dinge repa­riert
Wien: Edition Atelier, 2019
160 Seiten
EUR 18,00
ISBN: 978–3‑99065–006‑6

 

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Martin Peichl und Britta Mühl­bauer lesen beim Lite­ra­tur­salon am 11. Mai 2019